Mehr als jedes zweite Krankenhaus soll nach Ansicht einer Studie der Bertelsmann-Stiftung geschlossen werden. Bernhard Seidenath, der Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Pflege im Bayerischen Landtag, weist diese Forderung nach einem Kahlschlag der medizinischen Infrastruktur in Deutschland aufs Schärfste zurück: „Eine wohnortnahe Krankenhausversorgung ist Markenkern unserer medizinischen Versorgung. Es ist ein Trugschluss, dass weniger Krankenhäuser in der Fläche mehr Qualität mit sich bringt. Denn auch Wohnortnähe ist ein Qualitätskriterium gerade für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum.“ Die aktuelle Studie fordert eine Verringerung der Klinikanzahl von knapp 1.400 auf unter 600 Häuser mit dem Ziel, die Qualität der Versorgung für Patienten zu verbessern und bestehende Engpässe bei Ärzten und Pflegepersonal zu mildern.
„Deutschland ist nicht Dänemark, das dänische Modell taugt nicht für Bayern. Der Sicherstellungsauftrag liegt in den Händen der Landkreise und kreisfreien Städte. Im Freistaat werden an über 400 Krankenhausstandorten rund 77.000 Betten und teilstationäre Plätze betrieben – flächendeckend und wohnortnah. Wir haben ein funktionierendes und qualitativ hochwertiges System, das wir über die bayerische Krankenhausplanung fortwährend anpassen. Pauschalkritik ist hier fehl am Platz“, ergänzt CSU-Gesundheitspolitikerin Dr. Beate Merk. „Im Übrigen ist es fraglich, inwieweit die Ergebnisse aus der Modellregion Köln/Leverkusen auf ein Flächenland mit seinen im Winter zum Teil extremen Witterungsverhältnissen wie Bayern übertragen werden können“, so Seidenath.
Bayern investiert im Doppelhaushalt 2019/2020 643 Millionen Euro jährlich in seine Krankenhäuser. Seidenath erläutert: „Klar ist: Auch die Krankenhauslandschaft in Bayern ist im Umbruch. Aufgrund des medizinischen Fortschritts und des demographischen Wandels wird nicht mehr jedes Krankenhaus jede denkbare Leistung anbieten. Der Strukturfonds des Bundes und das bayerische Programm für kleine Krankenhäuser machen die Investitionen abhängig von der Zukunftsfestigkeit des jeweiligen Krankenhauses. Das ist der richtige Weg! Die Abstimmung der Leistungsangebote mit anderen Kliniken, Fusionen, Verbünde und Spezialisierungen sind für die Mehrheit der Kliniken über die kommunalen Grenzen hinaus bereits Realität. Auf diesem Weg werden wir unsere Krankenhauslandschaft zukunftsfähig weiterentwickeln. Das ist sinnvoller als Radikalreformen, deren Folgen nicht absehbar sind.”