Zielsetzung: Abhängigkeit verringern, Investitionen fördern
Um die Arzneimittelversorgung in Bayern sicher und zuverlässig zu gestalten, haben die Regierungsfraktionen aus CSU und FREIEN WÄHLERN ein gemeinsames Antragspaket eingebracht. Ziel ist es, die Konzentration auf einzelne Hersteller zu verhindern und die Abhängigkeit von außereuropäischen Ländern zu verringern.
Konkret soll mit dem dreiteiligen Antragspaket das System der Rabattverträge überarbeitet werden: Ziel ist es, dass Krankenkassen unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit Rabattverträge für Arzneimittel künftig mit mindestens drei Herstellern schließen müssen. Zudem soll es keine automatische Substitution im Bereich der Biologika mehr geben, um so Medikationsfehler zu verhindern. Die Umstellung von einem Präparat auf ein anderes soll auch zukünftig ärztlich initiiert und begleitet werden. Zudem soll eine gezielte Investitionsförderung Technologie-Upgrades bei der Wirkstoff- und Arzneimittelproduktion ermöglichen.
Dazu der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Bernhard Seidenath:
„Wir müssen schleunigst raus aus den bestehenden Abhängigkeiten beim Thema Arzneimittelsicherheit. Im Fall des Falles müssen wir uns innerhalb Europas selbst versorgen können! In den letzten Jahren haben sich hier leider immer größere Lücken aufgetan, die Lieferprobleme nehmen stetig zu. Um die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu stabilisieren, müssen Abhängigkeiten vom außereuropäischen Ausland reduziert werden. In unserem Antragspaket haben wir – zusammen mit früheren Initiativen – alle Vorschläge zusammengetragen, die geeignet sind, die zunehmend schwierige Situation zu verbessern.
Denn Gesundheit ist das Wichtigste – privat wie politisch!“
Dazu die gesundheitspolitische Sprecherin der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion Susann Enders:
„Lang anhaltende Lieferengpässe bei relevanten Medikamenten – ein Horrorszenario, das unbedingt vermieden werden muss! Doch für eine nachhaltige Standortsicherung in Deutschland ist die alleinige Rückverlagerung der Generika-Produktion nicht ausreichend. Essentiell ist daher ein Technologie-Upgrade zur Entwicklung innovativer und komplexer Wirkstoffe – mittels Investitionsförderung durch den Bund. Zudem gilt es, die geplante ‚automatische Substitution‘ bei Biologika auszusetzen. Diese werden zum Beispiel in der Krebstherapie und zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoide Arthritis oder Schuppenflechte eingesetzt. Sie enthalten beispielsweise Zellbestandteile, Proteine oder gentechnisch veränderte Organismen. Eine automatisierte Umstellung auf solche Präparate kann für Patienten negative Auswirkungen haben. Daher ist eine ärztliche Begleitung der patientenindividuellen Therapie unverzichtbar für die Behandlung mit Biopharmazeutika und muss unbedingt erhalten bleiben!“
Dazu Dr. Beate Merk, Staatsministerin a.D., Mitglied im Gesundheitsausschuss und Abgeordnete der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag
Die Engpässe in der Arzneimittelversorgung häufen sich. Das prominenteste Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Tamoxifen. Dieses Brustkrebsmedikament ist der unverzichtbare Baustein einer Therapie, die Tumorwachstum verhindern kann. Aufgrund der bis vor kurzem andauernden Engpässe mussten Ärzte auf Medikamente ausweichen, die für mehr Nebenwirkungen sorgen. Viele Betroffene haben die jahrelange Behandlung deshalb abrupt abgebrochen. Das kann verheerende Folgen haben und das darf auf gar keinen Fall nochmals passieren. Wir brauchen Tamoxifen und andere lebenswichtige Medikamente, ohne Wenn und Aber: nicht nur vielleicht und “auf gut Glück”, sondern garantiert und dauerhaft. Hierfür haben wir konkrete Vorschläge und Pläne ausgearbeitet, die wir heute vorstellen.“
Dazu der Patienten- und Pflegebeauftragte der Staatsregierung sowie pflegepolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer:
„Die Rabattverträge sollen weiterhin eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche medizinische Versorgung aller Patienten ermöglichen. Tatsache ist jedoch, dass sie durch den Kostendruck zu einer immer stärker werdenden Marktverengung führen. Zusammen mit dem allgemeinen Trend zur Konzentration der Wirkstoffproduktion hat dies einen ungünstigen Einfluss auf die Versorgungssicherheit in Deutschland. Um dem Trend einer Verengung auf wenige Hersteller von Arzneimitteln entgegenzuwirken, sind daher die Rabattverträge zu reformieren. Deshalb fordern wir, dass das System der Rabattverträge zwischen den Krankenkassen und den Arzneimittelherstellern grundlegend überarbeitet wird und insbesondere die Kassen verpflichtet werden, Rabattverträge mit mehreren Herstellern zu schließen. Das Billigste ist meist nicht das Beste für die Patienten!“
Das Antragspaket wird voraussichtlich in der 79. Sitzung des Gesundheitsausschusses am 11.Oktober 2022 besprochen und verabschiedet.
Das erwähnte Antragspaket finden Sie HIER.