Huml will Chancen auf erfolgreiche Nierentransplantation erhöhen — Bayerns Gesundheitsministerin: Förderung innovativer Projekte ist gerade in Corona-Zeiten wichtig
Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml will gerade in Corona-Zeiten mit einem neuen Förderprojekt mehr Menschen eine erfolgreiche Nierentransplantation ermöglichen. Huml erläuterte am Sonntag: „Es ist wichtig zu verhindern, dass sich der Zustand von Patienten verschlechtert, die auf der Warteliste für eine Nierentransplantation stehen. Deshalb fördern wir ein stationäres Reha-Programm, bis der Eingriff vollzogen werden kann. Unser Ziel ist es, die Patienten in der Wartezeit fit zu halten.“
Die Ministerin ergänzte: „Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, brauchen Hilfe. Das hat gerade die verschärfte Situation mit aufgeschobenen Operationen wegen der Corona-Pandemie gezeigt. Deshalb ist dieses Projekt jetzt wichtiger denn je.“
Huml erklärte: „Zu den Therapiemodulen gehören neben der medizinischen Betreuung psychologische Leistungen, Schulungen — insbesondere in der Prä-Transplant-Vorbereitung — sowie Maßnahmen zur sozialen Rehabilitation und physio- und sporttherapeutische Maßnahmen. Auch Gesprächsgruppen sind Teil des Konzepts. Dazu ist eine enge Zusammenarbeit von Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen und niedergelassenen Ärzten notwendig.“
Das jetzt angelaufene Projekt „Fit für die Nierentransplantation durch Rehabilitation“ ist bis zum 31. Mai 2023 angesetzt. Federführend ist Prof. Dr. Mario Schiffer vom Universitätsklinikum Erlangen, Klinik für Nephrologie und Hypertensiologie. Die Staatsregierung unterstützt das Angebot mit rund 450.000 Euro aus dem Förderprogramm Innovative medizinische Versorgungskonzepte. Hinzu kommen auf Initiative des Vorsitzenden des Landtags-Gesundheitsausschusses, Bernhard Seidenath, weitere 500.000 Euro.
Deutschlandweit gibt es zu wenig Spenderorgane. Die Wartelisten hingegen sind lang. Es sind vor allem Menschen ab 65, die eine neue Niere benötigen. In der Wartezeit ist die Dialyse, also die Reinigung des Blutes von Schadstoffen, in der Regel die einzige lebenserhaltende Maßnahme, die ihnen bleibt.
Nach vielen Jahren im Wartestand kann jedoch die Chance auf ein Spenderorgan sinken, weil sich der Gesundheitszustand des Patienten aufgrund von Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) und Gebrechlichkeit verschlechtert. Dies kann zur Folge haben, dass der Patient seinen sogenannten T‑Status verliert und damit nicht mehr als geeignet für eine Transplantation gilt.
2018 gab es in Deutschland nach Angaben des Jahresberichts Dialyse des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen rund 92.000 Dialysepatienten, davon rund 15.000 in Bayern. Davon sind knapp 22 Prozent zwischen 65 und 74 Jahre alt, gut 40 Prozent sind älter als 75 Jahre. Auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bundesweit gut 7.000 Patienten. Die meisten von ihnen sind mehrfacherkrankt und gebrechlich.
Huml betonte, der Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen für diese Patienten sei sehr hoch. „Aber das Problem beschränkt sich nicht auf geriatrische Patienten“, ergänzte sie. „Auch bei jungen Menschen kann sich der Allgemeinzustand durch die Erkrankung und durch die langjährige Dialysetherapie so verschlechtern, dass eine Transplantation zu risikoreich wird. Mit einer strukturierten Vorbereitung auf die Transplantation sollen Operationsrisiken und die Krankenhausverweildauer reduziert, die Resultate der Transplantation optimiert, das Transplantatüberleben verlängert und Begleiterkrankungen minimiert werden.“
Bernhard Seidenath: „Pro Tag sterben in Deutschland mindestens drei Menschen, denen eine Organübertragung das Leben gerettet hätte. Spenderorgane retten Leben – und sind schon deshalb ein extrem kostbares Gut. Sie sind – in Zeiten eines Organmangels – aber noch dazu knapp. Es sollte deshalb alles getan werden, um die Transplantate zu schützen, also dafür, dass eine Nierentransplantation erfolgreich ist. Daher ist das neue vom Staat geförderte Projekt so wichtig.“