Seidenath zur Gedenk- und Erinnerungsarbeit — Konzentrationslager Dachau als Paradigma für das Schinden von Menschen — “Nie wieder!” als Botschaft an die gesamte Welt
Heute ist ein wichtiger Tag für die Stadt Dachau, den gesamten Landkreis Dachau und die KZ-Gedenkstätte Dachau: letztere wird zu einem europäischen Mahn‑, Gedenk- und Erinnerungsort aufgewertet, von dem aus klar und deutlich die Botschaft des „Nie wieder!“ in die gesamte Welt getragen wird. Der Bayerische Ministerrat hat sich heute mit der Gedenk- und Erinnerungsarbeit befasst und wichtige Entscheidungen getroffen. In dem Beschluss heißt es wörtlich: „Von besonderem Interesse für die Weltöffentlichkeit ist die KZ-Gedenkstätte Dachau als zentraler Opferort. Mit der Neugestaltung der Ausstellungen, Maßnahmen der Sanierung und unter Einbezug bislang nicht berücksichtigter Teile des historischen Areals soll ein europäischer Gedenk- und Erinnerungsort entstehen, an dem die Gesamtgeschichte der Konzentrationslager in einzigartiger Weise aufgearbeitet und ihrer Opfer gedacht wird.“ Den Wortlaut des Berichts aus dem Ministerrats habe ich dieser Mail beigelegt.
Mit diesem angekündigten großen Wurf für die KZ-Gedenkstätte Dachau greift der Ministerrat die Forderungen auf, die lokale Mandatsträger – MdB Katrin Staffler, Landrat Stefan Löwl, Stadtrat Peter Strauch, CSU-Ortsvorsitzender Tobias Stephan und ich – am Ende des vergangenen Jahres erhoben haben. Auch diese Pressemitteilung lege ich dieser Mail noch einmal bei.
In ihr hatte ich formuliert: „Um dem Anspruch, laut für das „Nie wieder!“ zu stehen, gerecht zu bleiben und diese Botschaft weiterhin und verstärkt zu senden, bedarf es hoher Investitionen. Wenn die Zeitzeugen aus Fleisch und Blut einmal nicht mehr sein werden, werden die Zeitzeugen aus Stein umso wichtiger. Rund eine Million Menschen besuchen Jahr für Jahr die KZ-Gedenkstätte Dachau. Nur Schloss Neuschwanstein und das Deutsche Museum in München haben in Bayern mehr Besucher. Dies ist Anspruch und Verpflichtung zugleich, in pädagogisch wertvoller Weise eingängliche Informationen über den beispiellosen Tabubruch zu liefern, der sich hier ereignet hat. Um allen Ansprüchen gerecht zu werden, braucht die Gedenkstätte zusätzliche Seminarräume. Hierzu sollten Gebäude, die bisher von der Bayerischen Bereitschaftspolizei genutzt werden und an die Gedenkstätte angrenzen, in diese einbezogen werden. Die nachgebauten Baracken sind schon deutlich in die Jahre gekommen. Auch das Areal des so genannten Kräutergartens muss mittel- bis langfristig für die pädagogische Arbeit nutzbar gemacht werden. Wir brauchen ein tragfähiges Zukunftskonzept und müssen dieses dann Schritt für Schritt umsetzen. Alles in allem sprechen wir hier von einem Investitionsbedarf in dreistelliger Millionenhöhe. Dazu gehört auch die Verstärkung der wissenschaftlichen Seite. In Dachau sollte sich eine Dependance der Ludwig-Maximilians-Universität München ansiedeln – zur weiteren Intensivierung von Forschung und pädagogischer Arbeit. Weil es im Landkreis Dachau bisher keinerlei universitäre Einrichtungen gibt, wäre dies ein deutliches Signal.“
Nach dem heutigen Beschluss des Ministerrats sind wir diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Die Maßnahmen müssen nun mit Geld unterlegt werden. Dazu kommt es auch darauf an, die Holländerhalle in einer denkmalschützerisch tragbaren Weise zu erhalten und in die künftige Nutzung einzubeziehen. Auch bedarf das Gebäude der wichtigen Dachauer Prozesse verstärkter Aufmerksamkeit. Im 75. Jahr nach dem Ende der nationalsozialistischen Gewalt- und Schreckensherrschaft ist dies von höchster pädagogischer und staatstheoretischer Bedeutung. Das Konzentrationslager Dachau als Paradigma für das Schinden von Menschen muss im Mittelpunkt dieser Anstrengungen stehen. Dafür werde ich weiter streiten – nun mit dem heutigen Ministerratsbeschluss im Rücken.